Renault Espace: Historie
Europas erste Großraumlimousine
Als Renault 1984 den ersten Espace präsentierte, erschloß das Unternehmen Neuland: Echte Großraumlimousinen im heute so populären Onebox-Design waren in Europa bis dahin nicht bekannt. 16 Jahre später hat der Trendsetter, der auf dem europäischen Markt weiterhin die Zulassungsstatistik in seinem Segment anführt, viele Nachahmer gefunden. Beginnend bei null eroberten die so genannten Mini-Vans in Deutschland inzwischen einen Marktanteil von drei Prozent. Kaum ein Hersteller, der sich dabei nicht das Espace-Konzept zum Vorbild genommen hätte.
1978: Eine Idee nimmt Gestalt an
Eigentlich begann die Geschichte des Renault Espace bereits 1978: Philippe Guédon, damals Technischer Leiter und heute Chef des auf Kleinserien spezialisierten Autoherstellers und Technologiekonzerns Matra, brachte die Van-Idee aus den USA mit. Im Unterschied zu den dort üblichen Maxi-Formaten bevorzugte er von Anfang an eine an die hiesigen Platzverhältnisse angepaßte Lösung mit kompakten Außenabmessungen ein innen geräumiges Automobil, das sich aber für europäische Straßen eignen sollte. Guédon beauftragte den Designer Antoine Volanis mit dem Entwurf eines solchen Fahrzeugs. Bereits kurze Zeit später, 1979, stand der erste fertige Prototyp in den Hallen von Matra: Vom gut vier Meter langen so genannten "P16" gab es sowohl eine Karosserie als auch eine noch recht konventionelle Interieurstudie.
Guédon war noch nicht zufrieden: Er hatte an ein Automobil gedacht, das seinen Wünschen und Anforderungen als Familienvater, Autofahrer und als Mensch mit umfangreichen Freizeitaktivitäten entsprach. Es sollte so agil und elegant sein wie eine Limousine, gleichzeitig aber mehr nutzbaren Raum für die ganze Familie und das Gepäck sowie viele praktische Ablage und Variationsmöglichkeiten bieten. Der parallel entwickelte, auf Grund reduzierter Oberhänge um 16 Zentimeter kürzere Prototyp "P17" wurde angesichts des zu kleinen Innenraums schnell wieder "ad acta" gelegt.
Die Matra-Ingenieure machten sich also noch einmal ans Werk und überarbeiteten den ersten Prototypen nach den Vorstellungen ihres Chefs. So entstand der "P18", der allerdings stilistisch noch weit vom späteren Espace entfernt war. Sein One-Box-Konzept jedoch wies bereits die wichtigsten Grundzüge auf: durchgehender Innenraum, hohe Sitzposition, mit 2,60 Meter üppig dimensionierter Radstand und ein für damalige Verhältnisse futuristisches Design.
1982: Von der Studie zum Serienmodell
1982 präsentierten Matra und Guédon das Projekt dem damaligen Renault Chef Bernard Hanon. Der erkannte das Potenzial des neuen Fahrzeugs auf den ersten Blick: "Zu diesem Auto kommt man von selbst, wenn man alle automobilen Eitelkeiten beiseite lässt." Hanon gab grünes Licht für die Serienentwicklung und legte den offiziellen Projektcode "P23" fest. Während Renault für die Produktdefinition, die mechanischen Komponenten, Verkaufsförderung und Vertrieb zuständig zeichnete, übernahm Matra die Bereiche Produkt und Fertigungsentwicklung. Am endgültigen Design feilten im Renault Styling Center die Designer Jacques Nocher und Gérard Ascensio. Offensichtlich mit Erfolg: Noch im gleichen Jahr bekam eine Gruppe von potenziellen Kunden das erste Vorserienmodell zu Gesicht und ordnete die charakteristische Form der ersten europäischen Großraumlimousine spontan Renault zu.
1983: Erste Testfahrten mit Erfolg absolviert
Im März 1983 fanden die ersten gemeinsamen Testfahrten von Matra und Renault-Ingenieuren statt. Die Kooperation der beiden Unternehmen zeigte außerordentlich fruchtbare Ergebnisse, in die auch der damalige Produktchef von Renault, Jacques Cheinisse, seine Ideen einbrachte: Mit herausnehmbaren Sitzen, die eine noch größere Variabilität ermöglichten, erfand er beispielsweise das modulare Design, eines der herausragenden Merkmale aller Espace-Generationen. Auch der Einsatz eines 2.0-Liter-Motors mit 110 PS, der die Raumlimousine zu dynamischen Fahrleistungen befähigte, ging auf das Konto von Cheinisse.
Im Matra-Werk Romorantin in der Sologne wurden derweil moderne Produktionseinrichtungen für den neuen Espace installiert. Bei der Fertigung der neuen Großraumlimousine wurden unter anderem auch Technologien aus der Raumfahrtindustrie genutzt ein weiterer Wirtschaftszweig, in dem das Unternehmen über großes Knowhow verfügt. Beispiel: Schon bei der ersten Espace Generation bestand die Karosserie aus einer feuerverzinkten Stahlstruktur, die eine Außenhaut aus Verbundwerkstoffen trug.
1984: Nach zögerlichem Start schnell auf Erfolgskurs
Der Marktstart des Renault Espace sorgte für eine Schrecksekunde: Im ersten Verkaufsmonat gingen lediglich neun Bestellungen ein. Doch dann hatte das Publikum die ungewohnte Form akzeptiert und die überzeugenden Produktvorteile erkannt der Espace wurde ein großer Erfolg. Noch im ersten Produktionsjahr rollten 5.923 Exemplare des neuartigen Mini Vans vom Band.
1991: Der Nachfolger tritt an
Nach 191.674 Einheiten kam 1991 der Nachfolger: moderner, geräumiger und eleganter. Bei unverändertem Radstand wuchs die nun von runden Formen geprägte Karosserie um 18 Zentimeter in die Länge. Im Juli 1996 feierte der Espace Produktionsjubiläum: Im Werk Romorantin rollte das 500.000ste Exemplar vom Band.
1997: Die dritte Espace Generation startet durch
1997 führte Renault die dritte Generation des Raumwunders ein, die innerhalb von 44 Monaten mit einem Kostenaufwand von rund 833 Millionen Mark entwickelt worden war. Ein Jahr später folgte die nächste Produktinnovation: Der um 27 Zentimeter längere Grand Espace bietet ein noch größeres Platzangebot im Innenraum und auch mit sieben Sitzen ein üppiges Gepäckabteil. Die Karosseriestruktur des Espace III besteht erneut aus einem feuerverzinkten Stahlrahmen, auf den die aus dem Verbundwerkstoff S.M.C. ("Sheet Molding Compound") gefertigte Außenhaut aufgeklebt wird. Vorteile: der beste derzeit verfügbare Rostschutz und hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber kleineren Blessuren. Der Markterfolg des Espace war gesichert, die Produktionskapazität von rund 300 Fahrzeugen pro Tag voll ausgelastet.
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